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Statement der Stadt Herzogenrath zur Kundgebung am 25. Februar 2025
Am Nachmittag des 25. Februar fand während der zeitgleichen Sitzung des Jugendhilfeausschusses eine angemeldete Kundgebung vor dem Herzogenrather Rathaus unter dem Motto "Wir wollen wieder in die Kita – Langsam wird es uns zu bunt. Bessere Bedingungen für unsere (Kita-) Kinder" statt. Dazu gibt die Stadt Herzogenrath folgende Stellungnahme ab, die auch den Organisatoren der Kundgebung sowie dem vor Ort anwesenden Pressevertreter ausgehändigt wurde:
Die Stadt Herzogenrath und die Eltern der Kinder aus städtischen Kindertagesstätten teilen ein gemeinsames Ziel: zum Wohle der Kinder optimale Betreuungsbedingungen anzubieten, die auch den Eltern möglichst hohe Flexibilität im Alltag garantiert. Daher hat die Stadtverwaltung Verständnis dafür, dass es angesichts von zuletzt verstärkt vorkommenden Ausfallzeiten in einzelnen städtischen Kindertageseinrichtungen zu entsprechendem Unmut seitens der Elternschaft kommt. Sie begrüßt es aber, dass die Eltern dialogbereit sind und sich im Rahmen der Kundgebung am 25. Februar mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt treffen möchten.
Bereits am 20. Februar hat ein Treffen zwischen Vertretern des Jugendamtes und dem Elternbeirat der städtischen Kindertageseinrichtung „Villa Kunterbunt“ stattgefunden. Das Treffen war von einer sehr positiven Atmosphäre geprägt und der gemeinsame Austausch durchweg lösungsorientiert. Die Stadt ist überzeugt, dass dieses und weitere Gespräche eine gute und wichtige Basis darstellen, um die aktuellen Problemfelder gezielt zu beleuchten und letztlich konzentriert anzugehen. So konnten die Vertreterinnen und Vertreter des Jugendamtes im Rahmen des Gespräches bereits aufzeigen, was zu den zuletzt aufgetretenen Ausfallzeiten geführt hat, welche Gegenmaßnahmen die Stadt in die Wege geleitet hat und welche teils komplexen Prozesse – insbesondere bei der Personalplanung – zu berücksichtigen sind. Hierbei zeigte sich auch, dass die Eltern der Kinder aus städtischen Kindertagesstätten den Erzieherinnen und Erziehern in den Einrichtungen durchaus wohlwollend gegenüber eingestellt sind und ihnen keine Schuld an der vorgebrachten Problematik geben. Die Problematik ist stattdessen auf drei erschwerte Rahmenbedingungen zurückzuführen, die hier kurz beleuchtet werden sollen:
Krankheitswelle:
Seit Herbst 2024 kommt es vermehrt zu zeitweisen Reduzierungen des Kita-Angebotes aufgrund von durch Krankheit ausfallenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In der Villa Kunterbunt beispielsweise war dies seit November insgesamt fünf Mal der Fall. Allerdings sind neben städtischen Kitas auch mehr als die Hälfte aller Kitas in freier Trägerschafft im Stadtgebiet von dieser Problematik betroffen. Gerade in der „kalten Jahreszeit“ und insbesondere in diesem Jahr kommt es zu einer Vielzahl an akuten Atemwegserkrankungen, die, wie beispielsweise Covid, teilweise hoch ansteckend sind. Um bei krankheitsbedingten Ausfällen eine Notbetreuung zu verhindern, hat die Stadt Herzogenrath hierfür extra Springer-Stellen eingerichtet. Zudem existiert ein etabliertes Kommunikationsnetzwerk zwischen allen städtischen Kitas, so dass sich diese im Bedarfsfall gegenseitig kurzfristig mit Personal aushelfen können.
Komplexe Stellenbesetzungen:
Leider sind in den städtischen Kindertagesstätten auch einige Mitarbeitende langzeiterkrankt. Hinzu kommen Kolleginnen, die aufgrund von Schwangerschaft und Elternzeit länger ausfallen. Aktuell sind in den städtischen Einrichtungen vier Stellen durch Beschäftigungsverbote und drei Stellen mit Langzeiterkrankungen nicht nachbesetzt. Es ist allgemeines Ziel der Stadt Herzogenrath, für diese Beschäftigten auch (zeitweise) Ersatz zu finden. Allerdings ist der Arbeitsmarkt im Bereich der Kindertagesbetreuung extrem umkämpft. Allein in NRW fehlen derzeit 20.000 Erzieherinnen und Erzieher. Dieser Fachkräftemangel erschwert die Nachbesetzung von vakanten Stellen leider erheblich. Die Stadt Herzogenrath reagiert auf diese Problematik mit der Einrichtung einer Dauerausschreibung für die Kindertagesbetreuung sowie der Übernahme von Auszubildenden. Eine dritte Springerkraft wird ab 1. August 2025 ihren Dienst aufnehmen, um für mehr Flexibilität zu sorgen. Darüber hinaus werden Möglichkeiten geprüft, die Ausschreibungsverfahren unter Wahrung der Rechtssicherheit zu beschleunigen, um insbesondere Nachbesetzungen von ausscheidenden Mitarbeitenden zügig umzusetzen. Gleichzeitig treibt die Stadt Herzogenrath im Dialog mit den Beschäftigten in den Kindertagesstätten diverse Maßnahmen voran, um die Arbeitsbedingungen zu optimieren und damit als Arbeitgeber attraktiver zu werden.
Streiks im öffentlichen Dienst:
In den vergangenen Wochen haben – teilweise sehr kurzfristig – angekündigte Streiks der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dazu geführt, dass Kindertagesstätten vollständig geschlossen werden mussten oder nur eine reduzierte Betreuung anbieten konnten. Auch heute ist dies leider der Fall. Die Kolleginnen und Kollegen zeigen sich aber sehr kooperativ, indem sie das Jugendamt und die Eltern direkt darüber in Kenntnis setzen, dass sie streiken möchten. Das wird in anderen Einrichtungen und Kommunen oftmals anders gehandhabt. Insbesondere aufgrund der vielen Kinder, die sich in der Eingewöhnungsphase befinden, nimmt die Stadt Herzogenrath davon Abstand, Kinder an Streiktagen anderen Kindertagesstätten in der Stadt zuzuweisen. Sie bedauert es sehr, dass es zu den streikbedingten Auswirkungen kommt, verweist aber gleichzeitig auf das im Grundgesetz festgeschriebene Streikrecht. Hierbei ist zu betonen, dass auch die Streiks der Gewerkschaft zufolge darauf hinzielen, die Grundbedingungen für die Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung zu verbessern, was sich letztlich auch positiv auf die betreuten Kinder auswirken dürfte. Die Stadt Herzogenrath ruft daher dazu auf, die Verhandlungen zwischen Bund und Gewerkschaften baldigst wieder aufzunehmen und zu einer einvernehmlichen Einigung zu kommen, um weitere Streiks zu vermeiden.
Die Stadt Herzogenrath nimmt die in der heutigen Kundgebung geäußerten Forderungen und Wünsche der Eltern von Kindern sehr ernst. Auch sie verfolgt das Ziel, die Grundbedingungen für Kinder in Kindertagesstätten und Schulen so optimal wie möglich zu gestalten. In diesem Kontext ist in den vergangenen Jahren bereits viel in der Stadt passiert und es passiert weiterhin viel. Von neu errichteten Kindertagesstätten, über die stufenweise Abschaffung der Elternbeiträge für Ü3-Kinder in Kindertageseinrichtungen bis zu den aktuell laufenden Erweiterungen und Sanierungen von Grundschulen und Kitas. Die Stadtverwaltung wünscht sich daher weiterhin einen friedlichen, lösungsorientierten und fairen Dialog mit den Eltern und Interessenvereinigungen, um weitere Fortschritte zur Sicherstellung idealer Betreuungsmöglichkeiten und -angebote zu erzielen. Denn nur gemeinsam und mit gegenseitigem Respekt können diese großen Herausforderungen überwunden und diese wichtigen Ziele für das Wohl der Herzogenrather Kinder erreicht werden.