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50 Jahre neue Stadt Herzogenrath: Die Kommune als Herzensangelegenheit
Hohen Besuch aus Düsseldorf und Münster konnte Bürgermeister Dr. Benjamin Fadavian im Technologiepark in der Kaiserstraße begrüßen: Die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach und die Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes NRW, Prof. Barbara Dauner-Lieb. Die beiden Ehrengäste gaben bei der zentralen Festveranstaltung des Jubiläumsjahres dem Publikum unterhaltsam und kurzweilig aufschlussreiche Einblicke in die komplexe Thematik der kommunalen Neugliederung.
Am 01.01.2022 jährte sich zum 50. Mal die kommunale Neugliederung. Sie hat die Struktur der Städte und Gemeinden zwischen Aachen, Düren und Heinsberg stark und nachhaltig verändert. Unter der Leitung des damaligen Landtagspräsidenten Dr. Wilhelm Lenz wurde dieser Kraftakt Ende der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre vorbereitet und vollzogen. Die Anzahl der selbstständigen Kommunen in NRW wurde dabei auf insgesamt 396 reduziert. Zum Vergleich: Vor Beginn der Reform bestanden 1877 Gemeinden sowie 450 amtsfreie kreisangehörige Gemeinden. Durch die Zusammenlegung wurde ein elementarer Baustein für eine nachhaltige und effiziente Weiterentwicklung aller beteiligten Gebietskörperschaften gelegt. Ebenfalls vor 50 Jahren endete die Bergbau-Ära in der Region. Eine Tatsache, die einen grundlegenden strukturellen und wirtschaftlichen Wandel erforderte.
Bürgermeister Dr. Fadavian sieht in dem gelungenen Zusammenschluss eine große Chance für die weiteren Gestaltungsmöglichkeiten in seiner Stadt. Sein besonderer Fokus liegt darin, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. „In Herzogenrath sollen sich alle Einwohnerinnen und Einwohner von Berensberg bis Hofstadt, von Pannesheide bis Niederbardenberg, von Herbach bis Rumpen, von Plitschard bis Hasenwald, von Bierstraß bis Bank und von Ritzerfeld bis Noppenberg mit dieser fantastischen Stadt identifizieren. Lassen Sie uns in dieser starken Gemeinschaft die Chance nutzen, zusammen etwas anzupacken, das mindestens 50 weitere Jahre Bestand hat“, unterstreicht Dr. Fadavian in seiner Begrüßung.
Ministerin Scharrenbach leitete ihren Vortrag zur Bedeutung der Neugliederung in NRW mit einem Zitat von Hermann Hesse ein: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Worte, die die grundlegende Gebietsreform skizzieren - alte Strukturen wurden aufgelöst und neue aktiv aufgebaut. „In den 1960er Jahren war die Zeit reif für die Gebietsreform. Man sagt uns Deutschen nach, dass wir gerne planen und das haben wir getan. Für Herzogenrath bedeutete das die Zusammenlegung der Gemeinden Herzogenrath, Kohlscheid und Merkstein. Damals sollte damit auch im Grenzraum zu den Niederlanden ein leistungsfähiges Gegengewicht zu Kerkrade geschaffen werden.“
Dieser Hinweis sorgte für Erheiterung im Publikum, da Herzogenrath und Kerkrade bekanntlich seit vielen Jahren freundschaftlich im Eurode Zweckverband grenzüberschreitend zusammenarbeiten.
Der weitere Ehrengast, Professorin Dauner-Lieb, hatte für die Gäste ein überraschendes Intro im Gepäck: Bürgermeister Dr. Fadavian begann seine juristische Laufbahn in ihren Vorlesungen an der Kölner Universität. Seine Doktorarbeit hat sie als Zweitgutachterin begleitet. Sie freute sich sichtlich über seinen beruflichen Werdegang.
Prof. Dauner-Lieb ist eine Dozentin mit Leib und Seele, die die Zuhörer in ihren Bann zieht. Statt eines akademischen Vortrages plädierte sie mit „Impulsen“ eindringlich an alle Bürgerinnen und Bürger, ihre Beteiligungsmöglichkeiten in dieser leistungsfähigen Kommunalstruktur wahrzunehmen. „Betrachten wir die Kommune als eine Herzensangelegenheit. Die Welt ändert sich stetig. Die emotionale Komponente ist sehr wichtig. Denn nur wenn wir uns mit unserer Stadt identifizieren, motiviert und engagiert sind, können wir immer weiter zusammenwachsen.“ Diesen Impuls gibt sie auch mit einem Fingerzeig auf das Logo zum Festjahr in Herzogenrath, auf dem die Wappensymbole der drei Stadtteile dargestellt sind. Für sie zeigt diese Symbolik auch, dass gerade zusammengeschlossene Körperschaften gut daran tun, auch in ihren Hoheitszeichen und ihrer Außendarstellung integrativ und verbindend zu wirken und alle Traditionsstränge einer Stadt gleichermaßen zu berücksichtigen. Entscheidend in der weiteren Entwicklung ist für sie, dass insbesondere junge Menschen für die Politik begeistert werden, um damit ihr Engagement zu wecken und die Gemeindeordnung auch mit emotionalem Inhalt zu füllen. Abschließend gibt die Professorin ihren ganz persönlichen Ausblick: „Die Kommunen haben mit der neuen Gebietsstruktur Chancen und große Kräftequellen, aus denen sie Stärke schöpfen können. Machen wir das allerbeste daraus und schaffen eine einheitliche Identität auch in emotionalen Dimensionen.“