Mahn- und Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht


Wie schon seit vielen Jahren fand auch in diesem Jahr erneut eine eindrucksvolle Mahn- und Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am 09. November in Herzogenrath statt.

Die Veranstaltung begann um 18.00 Uhr im Soziokulturellen Zentrum „Klösterchen“ mit einer Lesung des Aixperten-Theaters, einer Lesung über die sogenannten „Heimeinkaufsverträge“, die der NS-Staat mit betagten Jüdinnen und Juden schloss, wodurch ihnen eine lebenslanges Wohnen, Fürsorge und ärztliche Versorgung in einem Altenheim, zunächst vor allem in Theresienstadt versprochen wurde. De facto wurden sie aber all ihres Vermögens beraubt, in drangvoller Enge untergebracht, schlecht ernährt und medizinisch nicht versorgt. Wenn sie das einige Zeit überlebt hatten, wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort ins Gas geschickt.

Nach dieser Veranstaltung zogen etwa 60 Bürgerinnen und Bürger schweigend zum Mahnmal für die Opfer des Holocausts auf dem Rathausplatz, wo weitere Menschen warteten.

Hier trugen Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums Schilderungen von Deportationen vor, wie sie Herzogenrather Jüdinnen und Juden bei ihren Deportationen, erfahren haben mögen. Da sie nicht überlebt haben, stammten die Berichte von anderen, die überlebt haben. Erschütternd war es zu erfahren, wie Juden und Jüdinnen versuchten durch Flucht nach Belgien oder Frankreich den Nazis zu entkommen, aber wie sie durch die Besetzung dieser Länder wieder von den Nazischergen eingeholt und schließlich in KZs ermordet wurden. Es bleibt unfassbar, dass Menschen tagelang bei Gluthitze oder Eiseskälte, ohne Wasser und Nahrung, ohne Toiletten, zusammengepfercht in Viehwaggons mit kleinen Lüftungsschlitzen über hunderte, ja sogar über tausend Kilometer transportiert wurden.

Das Thema Deportationen stand im Mittelpunkt, da der Arbeitskreis „Wege gegen das Vergessen“ letztes Jahr den Beweis erhielt, dass der Herzogenrather Kaufmann Wilhelm Rubens sich in dem Transport befand, der 1000 Jüdinnen und Juden in der Zeit vom 22.-25. März 1942 nach Izbica deportierte. Von der Transportliste ist ein Schnipsel mit nur 10 Namen erhalten, darunter Wilhelm Rubens.

Bürgermeister Dr. Benjamin Fadavian betonte in seiner Rede:

„Wir alle, die wir hier stehen, tragen keine persönliche Schuld für die Gräueltaten der Nationalsozialisten. Wir tragen aber die Verantwortung dafür, dass sich so etwas Schreckliches in unserem Land nie wieder ereignen kann. Mit Gedenkveranstaltungen wie der heutigen setzen wir uns aktiv mit der Vergangenheit auseinander, um zu erinnern und zu mahnen.

Lassen Sie uns gemeinsam unsere Verantwortung bekräftigen, alles dafür zu tun, damit sich das unvorstellbar Geschehene nie wiederholt!“

Nach der Niederlegung eines Blumengestecks und einer Schweigeminute endete die Veranstaltung.